'Hintere-Aurachkarrinne'

Das Grande Finale im Höllengebirge.
STEILHEIT: bis 45°                             
EXPOSITION: Nord
ERLEBNISFAKTOR: ⭐⭐⭐☆☆



...HINTERGRUND...

Wenn Ende Oktober die letzten Hütten im Höllengebirge schließen, kehrt Ruhe am riesigen Wettersteinkalk-Plateau ein. In den Spätherbst-Monaten, wenn die Tage kürzer werden, trifft man nur noch vereinzelt Wanderer die am 127km² großen Hochplateau ihre Freizeit genießen. Alle warten auf den Winter. Nach den ersten Schneefällen kehren die Skifahrer zurück. Zuerst nur am Feuerkogel, später bei zunehmender Schneemenge aber auch im gesamten Höllengebirge. Die Skitouren-Saison ist da und gerade die Höllengebirgs-Überschreitung steht immer hoch im Kurs. Mit genügend Kondition schafft man es an einem Tag von Ebensee nach Weißenbach a. A. und taucht in eine traumhafte Winterkulisse mitten im Salzkammergut ein.

Hintere Aurachkarrinne

Da der westlichste Teil des Höllengebirges oft schneefrei bleibt und somit eine Abfahrt über Brennerin, Mahdlgupf und Schoberstein verhindert, entscheiden sich viele Tourengeher bereits auf Höhe des Brunn- bzw. Hochleckenkogels ihre Tour zu beenden. In den schattig-nordseitigen Flanken dieser Gipfel befindet sich nämlich das Aurachkar. Wie auch der Großteil des restlichen Höllengebirges, war dieses Kar vor 20.000 Jahren noch stark vergletschert. Heute findet man dort Schnee und Eis nur noch im Winter. Im hinteren Teil des Aurachkares befindet sich eine bis zu 45° steile Rinne, welche elegant in Richtung Plateau hinaufzieht. Die Einfahrt befindet sich ziemlich genau am tiefsten Punkt der Einsattlung zwischen Brunn- und Hochleckenkogel. Kurz bevor die Begrenzungsfelsen die im oberen Teil eher schmale Rinne wieder freigeben, befindet sich orografisch links der Rinne ein weiteres Schmuckstück des Höllengebirges. Die Hochlecken-Großhöhle gehört zu den größten Höhlensystemen Oberösterreichs und mit einer maximalen Tiefe von bis zu 907 Metern sogar zu den tiefsten in ganz Österreich. Sie steht seit 1969 unter Denkmalschutz. Der untere Teil des Aurachkares bietet weitere verschiedene Abfahrtsvarianten. So kann man entweder direkt auf der Route des nicht unbekannten Franz-Scheckenberger-Steigs bleiben, oder aber auch eine weitere nicht ganz so steile Rinne daneben befahren. Für Letztere bedarf es jedoch einer größeren Schneemenge.


...MEINE BEFAHRUNG...

Wir schreiben den 30.01.2019. Die massiven Schneefälle der vergangenen Wochen haben Österreichs Bergwelt gänzlich in weiß gefärbt. Die Lawinensituation in Oberösterreich entspannt sich zunehmend und somit beschließen Michele, Michael und ich dem Höllengebirge einen Besuch abzustatten. Am Parkplatz des Feuerkogel-Skigebiets in Ebensee beginnt unsere Reise gen Westen. Mit der heute geplanten Höllengebirgs-Überschreitung sind wir dieses Jahr besonders früh dran. Man bedenke, es ist erst Ende Jänner. "Man muss die Skitouren so gehen wie der Schnee fällt", unser heutiges Motto.


Die ersten Höhenmeter auf den Feuerkogel hinauf sind steil und mühsam. Bis zur Talstation des Gsoll-Lift`s bewegen wir uns durchwegs in zerfahrenen nicht präparierten Pulverschneehängen. Die schmal bemessenen Steigfelle der Renn(touren)ski stoßen an ihre Grenzen. Zwei Schritte vorwärts, einen zurück. Endlich erreichen wir die offiziellen Pisten des Skigebiets. Perfektes Gelände für unser heutiges Material. Dort geht es natürlich um einiges leichter und so erreichen wir auch schnell den Gipfel des Feuerkogels. Am Feuerkogel liegt uns eine traumhafte Winterlandschaft zu Füßen. Der gegenüberliegende Traunstein heute mehr weiß als grau. Solche Naturschauspiele sind heutzutage eher selten geworden. Der Blick in Richtung Westen verrät uns das es mehr als genug Schnee hat um das Höllengebirge zu überqueren. Wie kleine Wölkchen ragen die sanften Erhebungen am Plateu aus einem tief winterlichen Gebirgshimmel.



Die Leute werden immer weniger und als kurz vor der Rieder Hütte die Skispuren enden wissen wir, heute wird unseren Oberschenkeln noch viel Kraft abverlangt werden. Ich übernehme den ersten Spurdienst und bringe uns heil vor die verschlossenen Tore der Hütte. Im Vorraum des Winterraumes machen wir uns es kurz gemütlich und genießen die Stille. Witzig, zwei Kilometer Luftlinie entfernt Massentourismus am Feuerkogel und hier kein Muchs zu vernehmen.



Wir marschieren weiter. Von Wintermarkierung zu Wintermarkierung. Bei Nebel und schlechter Sicht ist es hier oben bestimmt nicht einfach den Orientierungssinn zu bewahren. Irgendwie schaut alles gleich aus. Gleich aber wunderschön. Ich entschließe mich kurzerhand noch den Gipfel des Hochhirn's zu besuchen. Einer der wenigen Gipfel hier oben auf den ich noch nicht gestanden habe.



Da die Zeit rasch voranschreitet beschließen wir den Grünalmkogel südlich zu umgehen. Eine kurze Abfahrt im traumhaften Pulver später stehen wir im Pfaffengraben. Hier bestünde die Möglichkeit in Richtung Hinterer Langbathsee abzusteigen. Da unser Hauptziel des heutigen Tages allerdings noch nicht erreicht ist, beginnt der nächste und sogleich letzte Anstieg in Richtung Brunnkogel.



In der Einsattlung zwischen Brunn- und Hochleckenkogel machen wir halt. Hier befindet sich die Einfahrt in die sogenannte "Hintere Aurrachkarrinne". Bis zu 45° steil und im oberen Teil etwas eng. Für jeden der steilere Abfahrten liebt eine absolute Traumabfahrt. Für uns heute das Grande Finale einer erfolgreichen Höllengebirgs Überschreitung.


Ich wage den ersten Blick ins Aurrachkar hinunter. Die Bedingungen scheinen Top zu sein. Eine Pulverauflage in der gesamten Rinne. Nach den ersten beiden Schwüngen kehrt wie immer das Selbstvertrauen zurück und es macht richtig Spaß. Ich lasse die Hochlecken Großhöhle links liegen und stehe kurze Zeit später 150 Höhenmeter weiter unten. Einfach genial.



Michael und Michele kommen nach. Auch sie haben große Freude an der kleinen aber feinen Rinne versteckt im hinteren Aurrachkar. Schade das sie nicht noch ein wenig länger ist. Doch noch ist die Abfahrt noch nicht vorbei. Wir entscheiden uns für eine weitere Abfahrtsvariante die grob dem Franz-Scheckenberger-Steig folgt. Auch hier wird es ab und an noch einmal richtig steil. Kurz bevor wir wieder in den Wald eintauchen ist noch einmal Vorsichtig geboten. Hier haben sich riesige Eisflächen gebildet die einen Sturz begünstigen würden.




Wenig später stehen wir auf der Hochlecken Skipiste. Ab hier sind es nur noch wenige Minuten zur Taferlklause, wo wir unser zweites Auto geparkt haben. Etwas erschöpft von den heutigen Strapazen erreichen wir diese und blicken noch einmal ins Aurrachkar hinauf. Eine wunderschöne Linie die wir dort heute gefahren sind. Doch das Höllengebirge hat auch noch einige andere steile Abfahrten zu bieten, die wir in den nächsten Wintern sicher noch erkunden werden.


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